Abriss; Neubau

Mieten + Wohnen: Die Schweiz wird abgerissen

In der Schweiz ist es noch immer gang und gäbe, Häuser und Überbauungen abzureissen und neu zu bauen. Eine Klimakatastrophe:

In jedem Gebäude-«Abfall» stecken Unmengen an verbauter Energie – mehr als die Hälfte der gesamten Energie sogar, die ein neueres Haus im Laufe seiner Existenz im Betrieb verbraucht, das Heizen eingerechnet.

Bauten abreissen bedeutet (graue) Energie vernichten. Weltweit ist die Baubranche für 40% des CO₂-Ausstosses verantwortlich. In der Schweiz werden jährlich 3000–4000 Gebäude abgerissen. Das produziert 84 % des hiesigen Abfallvolumens (500kg pro Sekunde; 7.5 Mio. t pro Jahr).

Und während jeden Tag mehrere Häuser "weggeworfen" werden, diskutieren wir über Plastiktüten – Verhältnisblödsinn par excellence.

Ursachen

Der Ursachen sind vieler:

  • Psychologisch ist der Hang zum Neuen verständlich: Die grüne Wiese lockt, das Bewusstsein fehlt.
  • Ökonomisch zeigen sich wieder einmal die Auswirkungen der Ungleichverteilung: Einige Leute haben sehr viel Geld, das investiert werden muss. Immobilien sind Renditevehikel und teure Wohnungen in Ersatzneubauten bringen mehr Rendite.
  • Bauen im Bestand und Wiederverwerten ist aufwendig und oft teurer: Unvorhersehbares fordert Improvisation; mehr Aufwand bedeutet mehr Zeit, und Zeit ist teuer.
  • Um dies zu ändern, wäre die Politik gefragt. An Vorgaben, die Abriss und Neubau unattraktiv machen, fehlt es aber. Die Entsorgungskosten sind tief und es gibt sogar Fehlanreize – z.B. können Rückbaukosten bei Ersatzneubauten von den direkten Bundessteuern abgezogen werden.

Wie weiter?

Bauen versammelt diverse Beteiligte: Bauherrinnen, Planer, Architektinnen, Studenten, Politik – das macht Veränderungen zwar träge, aber andererseits gibt es auch mehr Ansatzpunkte.

Bis vor einigen Jahren ist Abrissvermeidung und Wiederverwertung kaum ein Thema gewesen – aber die Klimabewegung schob das Thema ins Bewusstsein und veränderte Haltungen in der Architekturszene, und das – zumindest im Fall dieses Architekten – sehr schnell:

Früher schien abreissen und neu bauen einfach normal. Aber jetzt hat sich, in unglaublich schnellem Tempo, ein neues Denken etabliert, auch in unserem Büro. Innert nur zweier Jahre.

Ein Treiber sind die Student:innen, aber auch Architekt:innen haben eine Gruppe gegründet (Countdown 2030) und ausgehend von Städten werden politische Rahmenbedingungen verändert.

Ein Anfang.

Kim   •   29.1.2023