Klimawirkung von Wildtieren

SRF “Zwischen den Schlagzeilen”: Auch Wildtiere haben einen Klimaeffekt (15 min)

Normalerweise spricht man eher über den Klimaeffekt von Nutztieren (z.B. Kühen) als von Wildtieren. Doch auch Wildtiere haben beträchtlichen Einfluss auf CO₂-Emission und -Speicherung. Anhand einiger Beispiele wird das komplexe Zusammenwirken biologischer Prozesse offensichtlich.

Elefanten

In einem Wald mit Elefanten wird mehr CO₂ gebunden (+6000t / km2). Der Grund: Elefanten reissen kleine Bäume aus – das führt zu mehr Platz und Licht für grössere Bäume.

Desweiteren transportieren die Elefanten Nährstoffe z.T. weit bis zu einem Wasserloch. Sie düngen mit ihrem Kot (eine wichtige Quelle von Nährstoffen) die Gegend rundherum, womit dort eine CO₂-bindende Fauna entstehen kann.

Wölfe

In den Wäldern Kanadas halten Wölfe die Population von Pflanzenfressern (Elchen) im Schach, was zu weniger CO₂-Emissionen in der Höhe des Ausstosses des ganzen Landes führt.

Der umgekehrte Effekt ist in der Prärie in den USA zu sehen: Wapiti-Hirsche fressen Gräser, was über die Zeit zu mehr CO₂-Einlagerung im Gras führt. Die Wölfe dezimieren die Hirsche, womit mehr CO₂-Ausstoss verursacht wird.

Wale

Einerseits sinkt ein Kadaver an den Meeresgrund, wenn ein Wal stirbt, was ca. 30t CO₂ für lange Zeit bindet (Kadaver von Landtieren werden hingegen gefressen).

Mehr noch ins Gewicht fällt andererseits der Effekt lebender Wale, die ähnlich wie Elefanten Nährstoffe in nähstoffarme Gebiete transportieren, was Algenwachstum bewirkt. Sind die Algen an der Wasseroberfläche, nehmen sie CO₂ aus der Luft auf.

Gnus

In der Serengeti in Tansania und Kenia wurden Gnus durch Jagd um ¾ dezimiert. Dies führte zu mehr Pflanzen, die verdorrten und Buschbrände nach sich zogen.

Durch Tierschutz hat die Anzahl Gnus zugenommen. Sie fressen Gras, dessen CO₂-haltigen Bestandteile dadurch in den Boden gelangen und gespeichert werden, und es gibt weniger Buschbrände.

Seeotter

Seeotter leben an der Küste von Kalifornien bis Alaska. Sie vertilgen grosse Mengen Seeigel, die wiederum Kelp (Seetang) fressen, der CO₂ bindet. Die Jagd auf Seeotter führte zu mehr Seeigeln. Die Erholung der Seeotterpopulation brachte im Endeffekt mehr Kelp und senkte damit den CO₂-Ausstoss.

Heuschrecken & Spinnen

Heuschrecken fressen Gras; Spinnen fressen Heuschrecken. Sind nur Heuschrecken im Gras, wird weniger CO₂ gebunden. Sind auch Spinnen anwesend, haben die Heuschrecken Angst und fressen weniger.

Fazit

Ökosysteme sind komplex. Ursache und Wirkung sind nicht immer klar. Die Zusammenhänge und Ketten, die eine Veränderung in einem Lebensraum auslöst, sind teilweise kontraintuitiv.

Wenn man diese Zusammenhänge versteht, kann man sich die Erkenntnisse zunutze machen und den Klimaschutz sinnvoll ausrichten. Tier-, Klima- und Waldschutz lassen sich verbinden. Artenschutz kann positive Auswirkungen aufs Klima haben. Im grossen Stil einzugreifen, ist allerdings heikel.

Ein persönlicheres Fazit und ein paar daran anschliessende Überlegungen im Blog: Guter Klimaschutz beachtet die Funktionsweise von Ökosystemen

Kim   •   5.12.2020